Montag, 21. April Paimpol – Saint-Alban

Heute mal das Thema Sattel – eine Extra-Ausgabe für Ben.

Wenn man hier auf der Tour mit radelnden Franzosen spricht, zumal, wenn man sie auf unbefestigten oder einfach schlechten Wegstecken trifft, und ich habe jetzt absichtlich nicht gegendert, lieber Ben, weil diese Thema ausschließlich Männer betrifft, so wird gerne mit schmerzandeutender Mimik über die couilles, zu deutsch den Sack, gesprochen.

In meiner ersten Woche im Sattel hatte auch ich das Problem und beim Einschlafen Schmerzen in angesprochenem Bereich. Morgens merkte ich nichts mehr davon und fuhr wieder los. Dann kam mir die treffliche Idee, die Sattelneigung zu verändern. Gar nicht viel, etwa 2° oder 3° waren ausreichend, um den Beschwerden keine Chance mehr zu geben.

Und ohne Schmerz im Schritt schläft man viel besser ein!

Sonntag, 20. April Morlaix – Paimpol

Sonntag in vieler Hinsicht.

Morgens nette Verabschiedung von meiner Gastgeberin. Riesen Anstieg um aus der Stadt raus zu kommen. Das hat den Vorteil, dass man warm wird, weil morgens ist es einfach gruselig kalt. Dann gab es eine abwechslungsreiche Tour mit schönen Abfahrten und Anstiegen, bis zum Mittag auch ohne Wind.

Ein kleiner drahtiger Hund lauerte mir unterwegs auf und verfolgte mich. Ich hielt an sprach beruhigend auf ihn ein, er fasste Vertrauen. Er solle doch zurück laufen.

Als zwei Radrennfahrer an mir vorbei fuhren, sprintete er los und ihnen hinterher. Ich folgte der Gruppe. Über 3, vielleicht 4 km hezte der Hund mit uns dreien. Ich, hintendran, war froh, als ich abbiegen mußte. Aus der Ferne konnte ich noch sehen, dass der kleine Sprinter sich einer anderen Gruppe von 6 Fahrern anschloss. Diese verlor ich aus den Augen. Ca. drei Minuten später kam mir der Hund an der Seite eines einzelnen Radfahrers entgegen. Ich fuhr stickum meines Weges an den beiden vorüber, froh über diese Lösung.

Meine Ankunft in Paimpol wurde mit einem Hafenfest gefeiert.

Samstag, 19. April Quimper – Brest – Morlaix

Ja der Ralf, das Cleverle. Dem Wind mal ein Schnippchen schlagen. Immer in den letzten Tagen kam dieser Hemmschuh des Radelns von Westen oder Nordwesten. Also kam mir die treffliche Idee, an den westlichsten Punkt meiner Planungen mit dem Zug zu fahren, um danach nur noch Rückenwind zu genießen. Also von Quimper mit dem Zug nach Brest und dann nur noch nach Osten, bis ich wieder zu Hause bin.

Pustekuchen. Ein strammer Wind von vorne war auch heute mein Gegner.

Comme ci comme ça.

Freitag, 18. April Lorient – Quimper

Ich habe meinen Freund Winfried eingeladen, meine Reiseberichte zu lesen.
Die Bretagne ist in den Sommerferien stets Wini’s zweite Heimat gewesen und so wollte ich von ihm wissen, wo er denn in den Dünen gecampt hat und was an Sehenswerten er empfehlen könnte.
Wie schön, wenn man so schnell die schönen Urlaubs Erinnerungen anderer Menschen aufschlagen kann. Ich bekam umgehend eine Flut von sehenswerten Orten, Touren und genießenswerten Gaumenfreuden zurück, das hat mich sehr gefreut und angeregt, abends eine Fischplatte zu mir zu nehmen.

Beim Essen flogen die Gedanken und mir ist mir aufgegangen, dass ich in einer völlig anderen Mission unterwegs bin. Ich sehe zwar links und rechts des Weges die schöne Landschaft, die pittoresken Dörfer, die geschichtsträchtigen Städte. Aber ich habe gar keinen Urlaub. Ich muss weiter, und ich muss durch die schönen Eindücke, um weiter zu kommen.

Es ist einfach zuzu kalt. Durchgeforen kam ich heute in Quimper an.

Wini: wir machen die Bretagne nochmal zusammen, aber im Sommer!

Donnerstag, 18. April Séné – Lorient

Morgens geht es los bei strahlend blauem Himmel, aber 6°. Oben rum kann ich mir helfen, Schal bis über die Ohren und 5 Schichten Bekleidung. Leider habe ich nur kurze Fahrrad-Handschuhe und auch nur kurze Radhosen dabei.

Nach dem Einradeln kommt die Wärme von Innen.

Die Bretagne offenbart ihren Charme immer deutlicher. Zwei Fähren kürzen mir den Weg.
Die dunklen Natursteinhäuser und -mauern sind häufig von Pflanzen umworben. Und wenn sie dann noch blühen aus ihrem satten Grün, dazu der blaue Himmel, ein Gedicht.

Aber seht selber.

Mittwoch, 17. April Saint Nazaire – Séné

Schöner Reisetag Richtung Nordwest.

Seewetter mit Wind und ab und zu mal einem kleinen Schauer. Ein klein wenig zu kühl.

Nicht zu glauben: Ich bin schon 14 Tage unterwegs.

Dienstag, 16. April Les Sable d’Orlonne – Saint Nazaire

Heute habe ich ein wenig gefuscht.
Einigermaßen geschafft von den Vorkommnissen von gestern habe ich die Strecke nach Saint Nazaire durch eine Zugfahrt bis Nantes abgekürzt und auf 75 km reduziert.
Während der 1½ stündigen Fahrt kam ich ins Gespräch mit einem ebenfalls mit Rad ausgerüsteten Franzosen in ähnlichem Alter, der ganz Frankreich wie seine Westentasche kannte, und mich über meine geplante Tagesroute mit großen Augen aufklärte und die Brücke vor Saint Nazaire als besonders erwähnte und achtungsvoll betonte.
Und wie er Recht hatte. Nach 60 km kam sie auf mich zu.
Groß, erhaben, steil im Anstieg. Drei Fahrstreifen für beide Richtungen plus zwei kleine Randstreifen für mutige Fahrradfahrer gibt es normalerweise, aber die linke Spur war durch Bauarbeiten gesperrt, sodass sich das ganze Geschehen zu meiner Seite verlagerte. Ein wenig erschwerend kam just zur Überquerung ein kleiner Regenschauer dazu. Arg verschlimmerte meine Situation ein starker und böiger Seitenwind.

Nun gut. Dass ich über die Geschehnisse des Tages noch schreiben kann zeigt euch, ich habe überlebt.
Morgen geht’s weiter.

Montag, 15. April La Rochelle – Les Sable d’Orlonne

Nachtrag zu gestern: La Rochelle lohnt sich!

B&B heißt, dass man sich für 8 € ein Frühstück dazu buchen kann. Habe ich gemacht und ordentlich Gebrauch davon gemacht. Gut so, denn die heutige Etappe ging über 94 km, davon waren 90 mit Gegenwind mit Böen von 50 km/h verbunden. Erschwerend gab es dazu eine Strecke des Weges, auf der es Fliegen in Schneegestöberdichte zu ertragen galt.

Auch Airbnb ist Glückssache, und heute hatte ich nach dem Frühstück einfach kein Glück mehr.

Sonntag, 14. April Saintes – La Rochelle

Ich vernachlässige ein wenig den Reisebericht, das wird augenblicklich!

Freitag habe ich Blaye durchfahren. Aktuell waren viele bunte Schüler und natürlich auch Schülerinnen zu sehen, die mit irgendwas in ihren Schulen fertig zu sein schienen. Ansonsten gibt es dort eine riesige Citadelle vom Herrn Vauban entworfen und gebaut.
Gestern waren Höhepunkte dabei, nämlich Pons und Saintes. Erstere kann man eigentlich im Internet gar nicht finden, weil man an dem gleichnamigen Wörterbuch nicht vorbei kommt. Aber es ist wunderschön und ein wenig verschlafen. Mein Ziel von gestern, Saintes hat ein Amphitheater von vor Christus und war auch nach den Römern, genau wie La Rochelle, immer im Brennpunkt der französischen Geschichte.

Heute war auf der Strecke noch eine bemerkenswerte Brücke zu sehen, gewaltig von ihren Dimensionen, aber quasi in Rente.

Und jetzt guck ich mir La Rochelle an …

Samstag, 13. April
Saint-Ciers-sur-Gironde – Saintes
Die Geschicht von heute ist eine Geschichte über Zufälligkeiten auf der Reise vom Anfang bis hierhin. Ich widme diese Geschichte meinem Sohn Ben und meiner Enkeltochter Liva. Der eine mag schmunzeln, für die Andere ist vielleicht die Zahl interessant, um die es hier geht: Es ist die Zwei!
Am ersten Tag habe ich meine Unterkunft um eine Woche verplant und konnte es nicht ändern, sie war belegt. Im zweiten Anlauf kam ich auf dem Zeltplatz unter, heilfroh bekam ich das Hauszelt No 2 zugewiesen.
Am zweiten Tag in Mèze kam ich am Hafen im Zimmer No 22 unter. Im Hotel in Bezier war es das Zimmer No 2. In Carcassonne schlief ich im Appartement No 4. (Die 4 hat eine Menge mit der 2 zu tun.)
Im Odlay in Toulouse bekam ich das Zimmer 220, in Grisolle in der Pizzeria den Tisch 22, in Maihan und letzte Nacht war jeweils wieder das Zimmer mit der Nummer? Richtig! Es war tatsächlich die Zwei!
Heute ist es Hausnummer 19 im Souterrain. Alle Serien haben mal ein Ende.