Donnerstag, 18. April Séné – Lorient

Morgens geht es los bei strahlend blauem Himmel, aber 6°. Oben rum kann ich mir helfen, Schal bis über die Ohren und 5 Schichten Bekleidung. Leider habe ich nur kurze Fahrrad-Handschuhe und auch nur kurze Radhosen dabei.

Nach dem Einradeln kommt die Wärme von Innen.

Die Bretagne offenbart ihren Charme immer deutlicher. Zwei Fähren kürzen mir den Weg.
Die dunklen Natursteinhäuser und -mauern sind häufig von Pflanzen umworben. Und wenn sie dann noch blühen aus ihrem satten Grün, dazu der blaue Himmel, ein Gedicht.

Aber seht selber.

Mittwoch, 17. April Saint Nazaire – Séné

Schöner Reisetag Richtung Nordwest.

Seewetter mit Wind und ab und zu mal einem kleinen Schauer. Ein klein wenig zu kühl.

Nicht zu glauben: Ich bin schon 14 Tage unterwegs.

Dienstag, 16. April Les Sable d’Orlonne – Saint Nazaire

Heute habe ich ein wenig gefuscht.
Einigermaßen geschafft von den Vorkommnissen von gestern habe ich die Strecke nach Saint Nazaire durch eine Zugfahrt bis Nantes abgekürzt und auf 75 km reduziert.
Während der 1½ stündigen Fahrt kam ich ins Gespräch mit einem ebenfalls mit Rad ausgerüsteten Franzosen in ähnlichem Alter, der ganz Frankreich wie seine Westentasche kannte, und mich über meine geplante Tagesroute mit großen Augen aufklärte und die Brücke vor Saint Nazaire als besonders erwähnte und achtungsvoll betonte.
Und wie er Recht hatte. Nach 60 km kam sie auf mich zu.
Groß, erhaben, steil im Anstieg. Drei Fahrstreifen für beide Richtungen plus zwei kleine Randstreifen für mutige Fahrradfahrer gibt es normalerweise, aber die linke Spur war durch Bauarbeiten gesperrt, sodass sich das ganze Geschehen zu meiner Seite verlagerte. Ein wenig erschwerend kam just zur Überquerung ein kleiner Regenschauer dazu. Arg verschlimmerte meine Situation ein starker und böiger Seitenwind.

Nun gut. Dass ich über die Geschehnisse des Tages noch schreiben kann zeigt euch, ich habe überlebt.
Morgen geht’s weiter.

Montag, 15. April La Rochelle – Les Sable d’Orlonne

Nachtrag zu gestern: La Rochelle lohnt sich!

B&B heißt, dass man sich für 8 € ein Frühstück dazu buchen kann. Habe ich gemacht und ordentlich Gebrauch davon gemacht. Gut so, denn die heutige Etappe ging über 94 km, davon waren 90 mit Gegenwind mit Böen von 50 km/h verbunden. Erschwerend gab es dazu eine Strecke des Weges, auf der es Fliegen in Schneegestöberdichte zu ertragen galt.

Auch Airbnb ist Glückssache, und heute hatte ich nach dem Frühstück einfach kein Glück mehr.

Sonntag, 14. April Saintes – La Rochelle

Ich vernachlässige ein wenig den Reisebericht, das wird augenblicklich!

Freitag habe ich Blaye durchfahren. Aktuell waren viele bunte Schüler und natürlich auch Schülerinnen zu sehen, die mit irgendwas in ihren Schulen fertig zu sein schienen. Ansonsten gibt es dort eine riesige Citadelle vom Herrn Vauban entworfen und gebaut.
Gestern waren Höhepunkte dabei, nämlich Pons und Saintes. Erstere kann man eigentlich im Internet gar nicht finden, weil man an dem gleichnamigen Wörterbuch nicht vorbei kommt. Aber es ist wunderschön und ein wenig verschlafen. Mein Ziel von gestern, Saintes hat ein Amphitheater von vor Christus und war auch nach den Römern, genau wie La Rochelle, immer im Brennpunkt der französischen Geschichte.

Heute war auf der Strecke noch eine bemerkenswerte Brücke zu sehen, gewaltig von ihren Dimensionen, aber quasi in Rente.

Und jetzt guck ich mir La Rochelle an …

Samstag, 13. April
Saint-Ciers-sur-Gironde – Saintes
Die Geschicht von heute ist eine Geschichte über Zufälligkeiten auf der Reise vom Anfang bis hierhin. Ich widme diese Geschichte meinem Sohn Ben und meiner Enkeltochter Liva. Der eine mag schmunzeln, für die Andere ist vielleicht die Zahl interessant, um die es hier geht: Es ist die Zwei!
Am ersten Tag habe ich meine Unterkunft um eine Woche verplant und konnte es nicht ändern, sie war belegt. Im zweiten Anlauf kam ich auf dem Zeltplatz unter, heilfroh bekam ich das Hauszelt No 2 zugewiesen.
Am zweiten Tag in Mèze kam ich am Hafen im Zimmer No 22 unter. Im Hotel in Bezier war es das Zimmer No 2. In Carcassonne schlief ich im Appartement No 4. (Die 4 hat eine Menge mit der 2 zu tun.)
Im Odlay in Toulouse bekam ich das Zimmer 220, in Grisolle in der Pizzeria den Tisch 22, in Maihan und letzte Nacht war jeweils wieder das Zimmer mit der Nummer? Richtig! Es war tatsächlich die Zwei!
Heute ist es Hausnummer 19 im Souterrain. Alle Serien haben mal ein Ende.

Freitag, 12. April Bordeaux – Saint-Ciers-sur-Gironde

Was es in Bordeaux überhaupt nicht gibt, und das grenzt an Etikettenschwindel, sind Weinfelder. Der weltberühmte Bordeaux, durchaus kein billiger Fusel, kommt überhaupt nicht aus dem Stadtgebiet, kein Platz, alles zugebaut und versiegelt. Und als ich heut morgen aus der Stadt und durch die Vorstädte gefahren bin, keine Spur von Weinanbau.
Aber dann gings los. Außerhalb der Stadtgrenzen Châteaus ohne Ende und alle eingerahmt von großen Weinfeldern. Malerische Städtchen dazwischen.
Und alle heißen nicht Bordeaux …

Donnerstag, 11. April Meilhan-sur-Garonne – Bordeaux

Das Kanalfahren endet heute, weil der Kanal in der Garonne aufgeht. Das bedeutet für meine Tour, dass ich vom Ufer weggeführt werde und die Landstraße benutze. Und nach ca. 20 km über Land, kurz hinter einem kleinen Dorf steht da mein spanischer Retter der Zeit am Rande der Straße. Gestern hatte ich nur Zeit für einen kurzen Dank, heute sprechen wir ausführlich über unsere Abenteuer. Ich habe noch drei Wochen vor mir, er will in drei Monaten noch bis nach Norwegen.

Bordeaux! Große Stadt. Für einen halben Tag zu groß, aber die Sonne lacht und für einen Rundkurs durch das alte Zentrum und für die Empfehlung meiner Gastgeberin, ein nahegelegenes alternatives Zentrum anzuschauen reicht’s.

Mittwoch, 10. April Castelculier – Meilhan-sur-Garonne
Heute erhöhe ich auf fünf von zehn für den Canal. Wahrscheinlich lag’s gestern am Wetter, dass es so unattraktiv erschien, heute war es besser.
Wenn nicht, ja Käse – diese wenns und abers, ein Platten dazu gekommen wäre. Das bedeutet echt Stress, wenn man mit einem Vermieter verabredet ist, der das Haus verlassen will und man vier Stunden warten müsste, wenn man ihn verpasst.
Was mir in meiner Ausrüstung fehlt, ist ein Batterie betriebenen Kompressor, der mir aber glücklicherweise von einem radelnden Spanier zur Verfügung gestellt wurde und mir so vier Wartestunden ersparte.
Olé!

Dienstag, 9. April Toulouse – Castelculier

Wenn es eine Klassifikation für Fahrradtouren an Kanälen geben sollte, so wäre der Canal Latéral à la Garonne auf einem der hinteren Plätze zu finden. Ich habe mit Mats mal eine ähnliche Tour am Dortmund-Ems-Kanal gemacht.
Kilometerlang ging es heute öde geradeaus zwischen Autobahn und Kanal aus Toulouse heraus, dann ein paar Grad Richtungswechsel und wieder grade bis zum Horizont. Das ganze bei einstelligen Temperaturen und unterbrochen von Regenschauern. Maximal zwei von zehn Punkten.

Der Canal du Midi hätte von mir locker neun von zehn bekommen.